Gardine / A Curtain
Serie, Silberstift auf Leinwand / series, silverpoint on canvas, 150 x 120 cm, 2016
Gardinen umrahmen und verhängen den Ausblick aus dem Fenster auf sehr subtile Weise. Zum einen wird durch sie der Lichteinfall beeinflusst, zum anderen entsteht ein besonderes Gefühl von Außen. Der Beobachter innen kann vom vermeintlichen Beobachter von außen nicht gesehen werden, und selbst wiederum geschützt vor fremden Blicken heimlich hinausspähen.
Marianne Langs Bilderserie Gardine zeigt transparente Vorhänge, die einen Ausschnitt auf Hinterhöfe und typische Gemeindebau-Architektur liefern. Feine, manchmal mit Volant oder Spitze verzierte Stoffe wiegen und raffen sich luftig schwebend im Wind, während die Szene sehr Profanes verheißt. Die Umsetzung erfolgt mittels Silberstift auf Leinwand. Dieses kostbare Werkzeug hat uralte Tradition und wurde seit der Antike für Zeichnungen, später zum Vorzeichnen von Gemälden benutzt. Bemerkenswert ist, dass der abgeriebene Strich auf der Oberfläche unter Sonnenlicht nachdunkelt. Streng genommen befinden sich Marianne Langs Bilder also in ständigem Wandel, während sie der Betrachter ansieht. Die Künstlerin skizziert den Faltenwurf als ein sehr verklärendes Element. Nicht den rechtwinkeligen Fensterrahmen hebt sie hervor als Passepartout einer vermeintlichen Momentaufnahme, sondern den weich fließenden Vorhang, der vieles verrät, aber vieles mehr verbirgt. Wichtiger noch ist die demonstrative Distanz zu den Dingen. Sie ist immer präsent. Jegliches Beobachten ist subjektiv und verfälscht - ob man will oder nicht. Letztendlich bleibt immer noch Luft zwischen Objekt und Betrachter, und diese kann bei Hitze zu flimmern beginnen oder bei hoher Luftfeuchtigkeit den Blick vernebeln.