Elementares unbestimmter Ordnung
Buntstift auf Papier / crayons on paper, 2020
Seltsam liegen sie da: morsche alte Holzstöckchen ohne Rinde, ohne Blätter oder Äste wie man sie aber am Waldigen findet, oder möglicherweise handelt es sich um Treibholz, das gerade an Land gespült wurde.
Jede Zeichnung von Marianne Lang zeigt eine Anordnung oder besser eine Anhäufung von solchen Holzstücken. Eine Vielzahl an Zeichnungen ist es, die insgesamt einen Raster bildet, ein ausgebreitetes Konvolut an Formationen, die es zu entschlüsseln gilt. Je länger man beobachtet, desto häufiger stolpert man über wiederkehrende Ähnlichkeiten, formale Bezüge und verstecken Abweichungen zueinander. Es begegnen einem Konstellationen, die an ganz konkrete Chiffren und Symbole denken lassen. Mit zunehmender Betrachtung verstärkt sich das Gefühl den Code knacken zu können nur um festzustellen zu müssen, dass man letztlich auf dem Holzweg ist.
Die abgebildeten Elemente an sich möchte man zweifelsfrei als etwas Natürliches lesen. Nur die etwas künstliche Konstellation verweist auf etwas Unnatürliches, eine höhere Macht oder Intelligenz, die über die Beiläufigkeit des Zufalls erhaben ist.
Die Natur ist etwas Schönes, sie ist etwas, das wir Menschen brauchen, sie ist etwas derer wir uns bedienen, auch wenn sie uns schnell gefährlich werden kann, sobald wir ihre Gewalt unterschätzen. In erster Linie ist Natur etwas Anderes, etwas Fremdes, etwas das uns gegenübersteht - so der gesellschaftliche Tenor der westlichen Welt - etwas das ein Gegenüber zu Kunst, Wissenschaft und Kultur bildet. Selbstverständlich befassen sich letztere drei Bereiche stark mit ihr, erforschen sie, deuten sie, imitieren sie.
Gleichzeitig kommt es aber zu einer Abgrenzung, zu einer unüberbrückbaren Distanz, zum Unvermögen zu Verstehen. Letztendlich ist der Wunsch in allem Natürlichen eine Ordnung und somit hoffentlich auch ein Sinn zu erkennen nicht nur ein naiver, sondern auch eine zutiefst menschlicher.