Welten prallen aufeinander, wenn Marianne Lang zivilisatorische Phänomene und persönliche Naturbeobachtungen miteinander kollidieren lässt.
In ihren Bildern treffen von Raupen zerfressene Pflanzenblätter auf penibel ausgeführte Holzintarsien, sich in Nichts auflösende Bausubstanz wird von überwuchernden Efeuranken rekonstruiert, oder Millionen Jahre alte Asseln formieren sich auf der steinernen Gartenterrasse in Reih und Glied zu einem Perserteppich. Die teilweise skurril anmutenden, inszenierten Berührungsmomente generieren dabei sowohl ein zeitgebundenes als auch ein stets raumgreifendes Gedankenspiel. Zentrales Darstellungsmedium ist die Zeichnung. Doch die Künstlerin denkt diesen Begriff weiter – nicht nur indem sie mit unterschiedlichsten Techniken experimentiert und sich diese minuziös aneignet, sondern auch durch ein außergewöhnliches Gespür für die untrennbare Beziehung zwischen Technik, Material und Motiv: luftig anmutende Gardinen, gezeichnet mit „vergilbendem“ Silberstift; Heerscharen von (mit dem Lötkolben) eingebrannten Motten; oder in Sgraffito-Manier den Wandverputz abschabende Kletterpflanzen, die den Blick auf geschichtsträchtiges Mauerwerk freilegen. Johannes Kubin